11. SSW

 

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Die 11. Schwangerschaftswoche

 

Mit Beginn der 11. SSW nähert sich das Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels. In zwei Wochen liegt nun die kritische Entwicklungsphase des Fötus hinter der werdenden Mutter und schon bald ist die Gefahr einer möglichen Fehlgeburt für Sie gebannt. Um Fehlentwicklungen oder mögliche Gefahren für den Fötus auszuschließen, können Sie bei Risikoschwangerschaften, auf ärztlichen Rat hin oder aus Gründen der Vorsorge Zusatzuntersuchungen durchführen lassen.

 
Bei der sogenannten Chorionzottenbiopsie, einer invasiven Untersuchungsmethode im Rahmen der Pränataldiagnostik, wird nach chromosomal bedingten Besonderheiten wie Trisomien und Stoffwechselerkrankungen gesucht. Im Rahmen der Untersuchung werden dabei Zellen entnommen, die entweder durch das Einführen eines Stifts durch die Bauchdecke oder über den Muttermund extrahiert werden. Insgesamt werden ca. 20 bis 30 mg Zotten extrahiert und im Labor einer Karyotypisierung (Erstellung eines Chromosomenbildes) unterzogen. Sollt es zu unklarem Befunden kommen, wird zudem eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) durchgeführt.
 
Im Vorfeld der Amniozentese ermittelt der Arzt zunächst die Lage des Kindes in der Gebärmutter um eine geeignete Einstichstelle zur Entnahme des Fruchtwassers zu finden. An der gewählten Stelle wird daraufhin eine dünne Nadel in die Bauchdecke und weiter in die Fruchtblase eingeführt. Die gewonnenen Zellen des Kindes aus dem Fruchtwasser werden im Labor extrahiert und kultiviert und anschließend einer DNA- und Chromosomenanalyse unterzogen. Hierdurch ist es möglich, bestimmte Fehlentwicklungen des zentralen Nervensystems (ZNS) abzuschätzen, sowie einige Erbkrankheiten und chromosomale Besonderheiten wie das Down-Syndrom (Trisomie 21), das Pätau-Syndrom (Trisomie 13) oder das Edwards-Syndrom (Trisomie 18) mit nahezu 100-prozentiger Sicherheit zu diagnostizieren.

 


 

Eine weitere Möglichkeit auf Chromosomenschäden zu schließen bietet die Untersuchung der Nackenfalte. Die Nackenfaltenmessung, oder auch Nackenfaltentransparenzmessung genannt, ist eine besondere Form einer Ultraschalluntersuchung und begutachtet die Nackenfalte, die durch eine Flüssigkeitsansammlung im Nackenbereich des Ungeborenen entsteht, auf deren Größe hin. Sollte die Hautfalte dicker als fünf Millimeter sein, weist dies auf ein erhöhtes Risiko von Herzfehlern oder Chromosomenschäden hin. Bei einer verdickten Nackenfalte kann im Übrigen nicht zwingend davon ausgegangen werden, dass das Kind behindert sein wird. Die Verdickungen können auch im Laufe der Entwicklung wieder verschwinden. Bei Verdacht sind jedoch weitere Untersuchungen wie z.B. eine Fruchtwasseruntersuchung nötig.

 

Der Fötus selbst entwickelt sich in der 11. SSW prächtig weiter. Die Finger und Zehen treten am mittlerweise auf 40 mm herangewachsen Körper hervor. Arme und Beine befinden sind fast am angedachten Platz und bilden dadurch Proportionen, die einem Menschen nahezu entsprechen. An den Armen sind die Ellenbogen und Handgelenk nun leicht gebogen und lang genug, um sich vor der Brust zu berühren. Mit diesem Entwicklungsstand verlangsamt sich die weitere Ausformung der Gliedmaßen ein wenig. Den kompletten Körper bedeckt jetzt zudem eine echte Hautschicht, die sich aus zuvor bereitgestellten Zellen gebildet hat. Unter der Oberfläche der Haut entwickeln sich darüber hinaus erste Haarfollikel und an den Fingerkuppen bilden sich die einzigartigen Hautlinien aus.

 
Beginnend mit dem Oberkörper wandelt sich das Skelett Schritt für Schritt um und aus dem noch weichen Knorpelgerüst entstehen fortan richtige Knochen. Der in der 10. SSW noch als überproportional groß wahrgenommene Kopf ändert sein Erscheinungsbild ein wenig. Begünstigt wird dies durch die Anlage und Ausformung des Halses. Das Gesicht hingegen ist vollständig entwickelt. Die Augen sind nach vorne gerichtet und die Ohren nach oben gewandert. Bei genauerer Betrachtung wird auf dem Ultraschallbild die Nasenspitze sichtbar. Der Gaumen ist entstanden und die Entwicklung der Oberlippe fast vollständig beendet. Auf der Brust werden Ansätze kleiner Brustwarzen sichtbar.
 
Da die Entwicklung der inneren Organe fast vollständig abgeschlossen ist, liegt der Fokus im Rahmen der Entwicklung nun auf dem Gehirn. Dieses besteht zu diesem Zeitpunkt aus einer linken und einer rechten Hälfte und wird die Bewegungen des Fötus bald steuern können. Auf der Zunge des Embryos werden Pilzpapillen gebildet. Mit diesen ist es dem Fötus möglich, erste Geschmacksknospen zu formen und den dafür notwendigen Sinn zu trainieren. Die indifferente Phase der äußeren Genitalien ist nun ebenso abgeschlossen und die geschlechtsspezifische Weiterentwicklung beginnt. Durch die Ausschüttung von Sexualhormonen entsteht beim männlichen Embryo die Maskulinisierung. In diesem Zuge entwickeln sich an den Unterseiten des Phallus (im Embyonalstadium noch der Genitalhöcker) die Harnsamenröhrenrinne, welche später in die Harnröhre mündet. Ebenso wie beim Phallus wird das Wachstum der Geschlechtswülste forciert. Diese beginnen größer zu werden, und bilden später die Hodensäcke. Beim weiblichen Embryo bilden sich Ende der 11. SSW aus dem Genitalhöcker Teile der oberen Scheide.

 

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